Visual Studio Code (VSCode)
Eintrag zuletzt aktualisiert am: 20.11.2019
Microsoft hat im Rahmen der Konferenz "
BUILD 2015" in San Francisco eine neue Variante seiner Entwicklungsumgebung Visual Studio vorgestellt, die nicht nur auf Windows, sondern auch Mac OSX und
Linux läuft. Microsoft nennt das neue, kostenfreie Werkzeug "Visual Studio Code".
Mit dem Zusatz "Code" grenzt Microsoft das Produkt von den bisherigen Visual Studio-Versionen für Windows ab. "Visual Studio Code" beschränkt sich auf die Kernthemen Editor,
Debugger und Quellcodeverwaltung. Designer und über die Quellcodeverwaltung hinausgehende
ALM-Werkzeuge sind nicht enthalten.
Der Editor bietet die aus Visual Studio bekannte Intellisense-Eingabeunterstützung für Bezeichner und Sprachkonstrukte. Zu den unterstützen Programmier- und Markupsprachen zählen C#, C++,
CSS (inkl. Less und Sass), F#,
CoffeeScript, HTML, Java,
JavaScript, Lua,
PHP,
Perl,
Objective-C,
Python,
Ruby,
TypeScript und
XML. Bei der Quellcodeverwaltung wird bisher nur Git angeboten.
Microsoft geht damit den nächsten Schritt in der neuen Cross-Plattform-Strategie für Entwickler. Im Mai 2014 hatte Microsoft erklärt, dass die Webentwicklungsplattform
ASP.NET 5 [
http://www.heise.de/developer/meldung/ASP-NET-5-wird-modularer-2558407.html] für
Linux und MAC OSX verfügbar sein wird. Im November 2015 folgte diese Ankündigung auch für das
.NET Core Framework [
http://www.heise.de/developer/meldung/Microsoft-NET-wird-zur-Cross-Entwicklungsplattform-2454712.html].
Geschichte
Mai 2015: erste Ankündigung
Mai 2015 - Nov 2015: Preview-Phase (0.1 bis 0.9)
18.11.2015: Visual Studio Code Beta 1 (Version 0.10) und Visual Studio Code wird
Open Source
1.3.2016: Version 1.0
Weitere Versionen: siehe:
https://github.com/microsoft/vscode/releases
Hintergründe
Bis auf den Namen hat Visual Studio Code wenig mit der bisherigen Entwicklungsumgebung "Visual Studio" gemein. Diese ist in C++ und C# geschrieben.
Visual Studio Code ist hingegen eine auf plattformneutralen Webtechniken basierende Anwendung: die Oberfläche ist HTML mit
JavaScript, wobei die
JavaScript-Abstraktion
TypeScript zum Einsatz kam, ob die Entwicklung besser handhabbar zu machen. Gehostet werden HTML und
JavaScript in Chromium (
https://www.chromium.org/), der
Open Source-Variante von
Googles
Webbrowser Chrome. Daher startet Visual Studio Code wie eine normale Anwendung (.exe unter Windows). Mit dem
Internet Explorer Web Browser Control hätte man Gleiches auch erreichen können, aber eben nur unter Windows. Die HTML- und
JavaScript-Dateien von Visual Studio Code findet man unter C:\Users\(NAME)\AppData\Local\Code\app-0.1.0.
Microsoft verwendet Chromium nicht direkt, sondern nutzt das quelloffene Electron-Framework (
https://github.com/atom/electron), das aus dem Editor Atom (
https://github.com/atom/atom) entstanden ist. Damit kommt auch io.js (
https://iojs.org/en/index.html) zum Einsatz, eine Abspaltung von
node.js. In dem Installationsverzeichnis von Visual Studio Code findet man Dateien, die "Atom" im Namen tragen. Dies bedeutet aber nicht, dass hier der Quellcode von Atom verwendet wurde, sondern einige Dateien aus dem Electron-Framework tragen diesen Namen noch, weil das Framework früher "Atom Shell" hieß.
Die Ursprünge von Visual Studio Code findet man in den
Internet Explorer Developer Tools ("F12 Tools") und dem Online-Editor
Monaco in
Visual Studio Online (
http://www.heise.de/developer/meldung/Visual-Studio-Online-Microsofts-Entwicklungsumgebung-landet-in-der-Cloud-2045403.html). Damit ist auch klar, wer die Federführung bei Visual Studio Code hatte: kein geringerer als Gang-of-Four-Mitglied Erich Gamma, der nach seiner Arbeit an
Eclipse zu Microsoft wechselte und dort
Monaco entwickelte.
Ein weiterer Baustein von Visual Studio Code ist der OmniSharp Language Service (
http://www.omnisharp.net), der die
IntelliSense-Eingabeunterstützung bereitstellt. OmniSharp wiederum verwendet die
Roslyn-Compiler (
http://www.heise.de/developer/meldung/Sprachcompiler-fuer-C-und-Visual-Basic-sind-jetzt-Open-Source-2162794.html) für C# und
TypeScript. Visual Studio Code unterstützt
IntelliSense aber noch nicht für alle
Programmiersprachen (
https://code.visualstudio.com/Docs/languages).
Inzwischen werden viele weitere Sprachen und Funktionen durch einige Tausend Erweiterungen unterstützt.
Erfolg von VSCode
Stack Overflow Developer Survey Results 2018: VS Code ist "Most Popular Development Environment"
20.11.2019: "Facebook says it is making Microsoft's popular coding environment, Visual Studio Code, its default development platform." [
https://www.zdnet.com/article/facebook-microsofts-visual-studio-code-is-now-our-default-development-platform/]