ASP.NET Model View Controler (ASP.NET MVC)
Eintrag zuletzt aktualisiert am: 19.11.2016
Das
ASP.NET Model View Controler Framework ist eine Implementierung des
MVC-Pattern für
ASP.NET zur Erstellung von Websites mit .NET. Das
MVC-Framework ist keine Ablösung des bisherigen
ASP.NET Webform-Modells, sondern eine Ergänzung.
Namensraum:
System.Web.Mvc
Links
Paket:
https://www.nuget.org/packages/Microsoft.AspNet.mvcWebsite:
http://www.asp.net/mvcVersionen
- ASP.NET Model View Controler 1.0 ist erschienen am 13.09.2009
- ASP.NET Model View Controler 2.0 ist erschienen am 10.03.2010
- ASP.NET Model View Controler 3.0 ist erschienen am 13.11.2011
- ASP.NET Model View Controler 4.0 ist erschienen am 15.12.2012
- ASP.NET Model View Controler 5.0 ist erschienen am 17.10.2013
- ASP.NET Model View Controler 5.1 ist erschienen am 17.01.2014
- ASP.NET Model View Controler 5.1.2 ist erschienen am 04.04.2014
- ASP.NET Model View Controler 5.2.0 ist erschienen am 01.07.2014
- ASP.NET Model View Controler 5.2.2 ist erschienen am 28.08.2014
- ASP.NET Model View Controler 5.1.1 ist erschienen am 10.12.2014
- ASP.NET Model View Controler 5.2.3 ist erschienen am 09.02.2015
Nachfolger ist
ASP.NET Core Model View Controler (
ASP.NET Core
MVC) in
ASP.NET Core.
Konzept
Das
Model-View-Controler-(
MVC)-Framework ist ein Instrument für Mehrschicht-Puristen mit klaren Vorteilen im Bereich Schichtentrennung (Kompetenztrennung in Datenhaltung, Ansicht und Benutzerinteraktion), Testbarkeit, Kontrolle über die Ausgabe und einfachen
URL.
Dies geht allerdings in der ersten Version des
ASP.NET-
MVC-Frameworks unverhältnismäßig stark auf Kosten des Komforts für den Entwickler, denn das
MVC-Framework setzt nicht auf den bestehenden komfortablen
ASP.NET-Steuerelementen auf, sondern basiert auf Platzhaltern in
HTML-Tags (<%= … %>) wie einst die klassischen
Active Server Pages (ASP) aus dem Zeitalter vor .NET. Wer eine Tabelle ausgeben will, kann sich also nicht auf die Abstraktion des
GridView-Steuerelements stützen, sondern muss die
HTML-Tags <table>, <tr>, <td>, etc. verwenden und die zugehörige Schleife über die Datensätze explizit programmieren. Auch die
Seitenzustandsverwaltung mit dem
ASP.NET-Viewstate ist in
MVC-Seiten nicht möglich. Viele andere, nicht an Steuerelemente gebundene Dienste von
ASP.NET wie die
Authentifizierung, Benutzerverwaltung, Sitzungsverwaltung, Zwischenspeicherung, Laufzeitüberwachung usw. stehen aber im
MVC-Framework zur Verfügung.
Nachdem Webentwickler jetzt seit sechs Jahren von dem Rendering der
ASP.NET-
Serversteuerelemente verwöhnt wurden, ist das
MVC-Framework ein schlimmer Rückfall in die Steinzeit. Seiten nach dem
MVC-Modell haben neben der klaren Strukturierung nur einen weiteren Vorteil: Sie sind performanter - aber nicht wegen
MVC im eigentlichen Sinne, sondern wegen des Verzichts auf die
Serversteuerelemente. Für die meisten Anwendungsfälle ist das seit
ASP.NET 1.0 bestehende
Webforms-Modell mit der Abstraktion durch
Serversteuerelemente und Viewstate schnell genug. Es ist absolut unverständlich warum Microsoft die Kombination aus
Serversteuerelementen und
MVC-Pattern auf eine "spätere Version" vertagen will.
Details zu
ASP.NET MVC
Während bei den dynamischen Datenwebsites (Dynamic Data Websites) eine schnelle Lösung die oberste Maxime ist, zielt Microsoft mit dem im März 2009 veröffentlichten
ASP.NET Model View Controller Framework (Namensraum
System.Web.Mvc) auf klare Kompetenztrennung in lose gekoppelten, beliebig vielen Schichten, gute Test- und Wartbarkeit, die genaue Kontrolle über die Ausgabe und möglichst einfache, d.h. parameterlosen
URLs.
ASP.NET MVC folgt dem allgemeinen
MVC-Ansatz. Das Modell besteht aus Geschäftsobjekten, Logik und Datenzugriff. Views erzeugen die Benutzerschnittstelle und Aufgabe der Controller ist es, auf Benutzerinteraktionen zu reagieren und die dazu passenden Daten aus dem Modell mit den Views zusammenzubringen. Als Modell können wieder
LINQ-to-
SQL oder das
ADO.NET Entity Framework zum Einsatz kommen – das ist dann aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit mit den dynamischen Datenwebsites.
Controller sind Klassen, die von
System.Web.Mvc.Controller abgeleitet sind und Aktionen in Form von
Methoden implementieren. Sie nehmen die
HTTP-Anfrage entgegen, wobei die Standardform /Controller/Aktion/Daten ist. So würde also http://Server/Flug/Edit/103 in der Controller-Klasse Flug die
Methode Edit() mit dem Parameter 103 aufrufen. Die Handhabung der vom Benutzer eingegebenen Daten würde eine gleichnamige
Methode mit einem Parameter vom Typ FormCollection erledigen (siehe Listing 7).
Den größten Unterschied zu den dynamischen Datenwebsites und auch den
ASP.NET-
Webforms me
rkt man allerdings in den Views, denn für das
MVC Framework gibt es nicht die komfortablen
ASP.NET-
Webserversteuerelemente. Stattdessen fällt
MVC zurück in die Welt von puren
HTML-Tags und eingewobenen Platzhaltern (< % = … % >) wie einst die klassischen
Active Server Pages (ASP) und heute noch
PHP.
Wer eine Tabelle ausgeben will, kann sich also nicht auf die Abstraktion des
GridView-Steuerelements stützen, sondern muss die
HTML-Tags <table>, <tr>, <td> etc. verwenden und die zugehörige Schleife über die Datensätze explizit programmieren.
MVC stellt lediglich zur Ausgabeerzeugung eine sehr bescheidene Anzahl von Hilfsroutinen wie Html.
TextBox(), Html.
DropDownList() und Html.ActionLink() zur Verfügung, die aber nur wenig Hilfe sind. Auch die
Seitenzustandsverwaltung mit dem
ASP.NET View State ist in
MVC-Seiten nicht möglich, d.h. der Entwickler muss sich nun wieder selbst darum kümmern, dass zwischen zwei Aufrufen der gleichen Seite der Zustand der Seite wiederhergestellt wird. Auf der Haben-Seite notiert man dafür aber zum einen die volle Kontrolle über das erzeugte
HTML und zum anderen die Vermeidung des erzwungenen Aufblähens der Webseite durch die Zustandsverwaltung.
Die Views sind hierarchisch im
Dateisystem organisierte .aspx-Dateien, denen aber die sonst in
ASP.NET üblichen Code-Behind-Dateien fehlen. Listing 8 zeigt einen einfachen View zur Bearbeitung bestehender Flug-
Objekte. Erwähnt sein muss auch noch, dass es für die Views derzeit keinen Designer in Visual Studio gibt; hier ist also Handarbeit angesagt. Zwar spricht Microsoft auch bei
MVC von Scaffolding, meint hier aber anders als bei den dynamischen Datenwebsites eine einfache Codegenerierung zur Entwicklungszeit, die man in Visual Studio für Controller und View anstoßen kann.
Viele andere nicht an
Webserversteuerelemente gebundene Dienste von
ASP.NET Webforms wie die Vorlagenseiten,
Authentifizierung, Benutzerverwaltung, Sitzungsverwaltung, Zwischenspeicherung, Laufzeitüberwachung und
Sitemaps stehen aber im
MVC Framework zur Verfügung.
Public ActionResult Edit(int id)
{
// Zu aktualisierender Flug aus
Datenbank holen
var movieToUpdate = _db.Flug.First(m => m.FlugNr == id);
ViewData.Model = movieToUpdate;
return View("Edit");
}
[AcceptVerbs(HttpVerbs.Post)]
public ActionResult Edit(FormCollection form)
{
// Zu aktualisierender Flug aus
Datenbank holen
int id = Int32.Parse(form["FlugNr"]);
Flug flug = _db.Flug.First(m => m.FlugNr == id);
// Deserialisieren
TryUpdateModel(flug, new string[] { "Abflugort", "Zielort" }, form.ToValueProvider());
// Validieren
if (String.IsNullOrEmpty(flug.Abflugort))
ModelState.AddModelError("Abflugort", "Abflugort is required!");
if (String.IsNullOrEmpty(flug.Zielort))
ModelState.AddModelError("Zielort", "Zielort is required!");
// Speichern
if (ModelState.IsValid)
{
_db.SaveChanges();
return RedirectToAction("Index");
}
// Sonst, zeige Eingabeformular erneut an
return View(flug);
}
Listing 7: Ausschnitt aus dem Controller "Flug"
<form method="post" action="/Flug/Edit">
<%= Html.Hidden("FlugNr")%>
FlugNr:
<br />
<%= Model.FlugNr %>
<br />
Abflugort:
<br />
<%= Html.
TextBox("Abflugort")%>
<br />
Zielort:
<br />
<%= Html.
TextBox("Zielort")%>
<br />
<input type="submit" value="Save Flug" />
</form>
Listing 8: View "/Flug/Edit.aspx" zur Eingabe von Flugdaten